
Die Heilkraft der Echten Kamille: Anwendung und Nutzen bei Pferden
Die Kamille (Matricaria recutita), auch als Echte Kamille bekannt, hat eine lange Geschichte als Heilpflanze, die bis in die Antike zurückreicht. Ursprünglich in Süd- und Osteuropa sowie Vorderasien beheimatet, hat sie sich mittlerweile fast weltweit verbreitet, darunter in Europa, Asien, Nordamerika und Australien. Die Anpassungsfähigkeit der Kamille zeigt sich in ihrer Fähigkeit, auf verschiedenen Bodenarten und unter unterschiedlichen klimatischen Bedingungen zu gedeihen. Sie wächst auf Brachflächen, Wildwiesen, Äckern und selbst in höheren Lagen und Gebirgen. Kamille ist eine anspruchslose Pflanze, die auf lehmigen bis sandigen, nährstoffreichen und mäßig feuchten Böden unter sonnigen bis halbschattigen Bedingungen gut gedeiht. Sie gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und erreicht eine Höhe von 20 bis 60 Zentimetern.
Eigenschaften und Inhaltsstoffe
Im Zentrum ihrer therapeutischen Wirkung steht das ätherische Kamillenöl, das durch Wasserdampfdestillation gewonnen wird. Dieses Öl enthält eine Vielzahl an wirksamen Substanzen, darunter a-Bisabolol und Matricin. Bei der Destillation entsteht Chamazulen, das dem Öl seine charakteristische tiefblaue Farbe verleiht.
Zu den weiteren Inhaltsstoffen zählen Flavonoide wie Apigenin und Quercetin sowie Phenolcarbonsäuren, Schleimstoffe und Cumarine. Diese Wirkstoffkombination verleiht der Kamille ihre entzündungshemmenden, antibakteriellen und entkrampfenden Eigenschaften. Die vielfältigen Inhaltsstoffe sind ausgewogen und ermöglichen es der Pflanze, auf vielen Ebenen heilend zu wirken.
Die typischen Merkmale der Echten Kamille umfassen die gelben, innen hohlen Blütenköpfchen, die von weißen Hüllblättern umgeben sind, welche meist Richtung Boden zeigen. Diese Blüten, die von Mai bis Oktober blühen, sind der Hauptträger der heilenden Wirkstoffe. Die Pflanze wächst auf einem aufrechten, kahlen und mehrfach verzweigten Stängel und verfügt über zierliche, zwei- bis dreifach gefiederte Blätter, die spitz zulaufen. Die Wurzeln sind dünn und gelblich bis hellbraun.
Die pharmazeutische Nutzung der Kamille umfasst die getrockneten Blütenköpfchen sowie wässrige oder alkoholische Extrakte, die in Form von Lösungen, Cremes und Salben erhältlich sind. Diese Zubereitungen machen sich die beruhigenden, keimhemmenden und wundheilungsfördernden Eigenschaften der Kamille zunutze und finden breite Anwendung in der Medizin.

Innerliche Anwendung der Kamille bei Pferden
Die Kamille kann bei Pferden sowohl vorbeugend als auch therapiebegleitend eingesetzt werden. Ihre beruhigenden Wirkungen helfen, nervös bedingte Verdauungsstörungen zu lindern, und sie kann zur allgemeinen Beruhigung des Magen-Darm-Traktes beitragen. Bei Pferden, die zu Stress und Anspannung neigen, können Kamillenpräparate helfen, die Symptome zu mildern und das Wohlbefinden zu steigern.
Äußerliche Anwendungen der Kamille
Die äußerliche Anwendung der Echten Kamille bei Pferden ist aufgrund ihrer entzündungshemmenden, desinfizierenden und wundheilenden Eigenschaften weit verbreitet. Die heilenden Wirkstoffe der Kamille können direkt auf Haut und Schleimhäute aufgebracht werden, um verschiedene Beschwerden zu lindern und Heilungsprozesse zu fördern.
Kamille ist besonders effektiv bei der Behandlung von Hautentzündungen und leichten Verletzungen. Bei Ekzemen, kleineren Wunden und Hautirritationen kann Kamillentee oder eine Kamillenlösung auf die betroffenen Stellen getupft werden. Die entzündungshemmenden und desinfizierenden Eigenschaften der Kamille helfen, die Heilung zu beschleunigen und Infektionen zu verhindern. Dabei sollten 50 Gramm Kamillenblüten auf 0,5 Liter Wasser angewendet werden, um eine wirksame Lösung herzustellen. Vor der Nutzung ist es wichtig, die Blütenreste zu entfernen, um das Eindringen von Pflanzenpartikeln in die Wunden zu vermeiden.
Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Behandlung von Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum. Kamillenspülungen können hier zur Linderung von Entzündungen und zur Förderung der Heilung beitragen. Es ist jedoch essentiell, darauf zu achten, dass die Kamille nicht im Bereich der Augen angewendet wird. Die feinen Partikel und Inhaltsstoffe der Kamille können die Schleimhäute der Augen austrocknen und im schlimmsten Fall zu ernsthaften Infektionen und Sehschäden führen.
Bei Atemwegserkrankungen kann die Kamille ebenfalls äußerlich durch Inhalation eingesetzt werden. Ein Kamillenaufguss kann beruhigend und desinfizierend auf die Atemwege wirken. Die Inhalation kann mithilfe eines mobilen Inhalators durchgeführt werden, oder alternativ durch die Platzierung eines umgedrehten Siebs über einem Kübel mit kochendem Wasser und Kamillenblüten, wobei das Pferd das aufsteigende Dampf einatmet. Diese Methode kann helfen, Entzündungen in den Atemwegen zu lindern und die Schleimhäute zu beruhigen.
Darüber hinaus kann Kamille bei der Behandlung von Euter- und Scheidenentzündungen verwendet werden. Die antiseptischen und heilungsfördernden Eigenschaften der Kamille tragen dazu bei, Entzündungen zu reduzieren und die Heilung zu beschleunigen.
Die äußere Anwendung der Kamille sollte stets mit Vorsicht erfolgen, um eine Kontamination mit Keimen zu vermeiden. Selbst hergestellte Zubereitungen können schnell verunreinigt werden, weshalb bei empfindlichen Anwendungen wie Augen oder offenen Wunden sterile Präparate bevorzugt werden sollten. Zudem sollten bei trächtigen Stuten Kamillenanwendungen vermieden werden, da die entkrampfenden Wirkstoffe negative Auswirkungen haben könnten.
Die Kamille kann auch in Form von Tee und als Futterbeigabe verabreicht werden.

Kombination mit anderen Heilkräutern
Eine Kombination aus Kamille, Pfefferminze und Kümmel hat sich als wirksam bei der Linderung von Bauchkrämpfen und Blähungen erwiesen. Kamille wirkt beruhigend und entblähend, während Pfefferminze krampflösende Eigenschaften besitzt und Kümmel die Verdauung fördert.
Zur Behandlung von Magenproblemen können Mischungen aus Kamille, Süßholz, Melisse und Pfefferminze eingesetzt werden. Diese Kombination beruhigt den Magen und lindert Entzündungen der Magenschleimhaut. Süßholz ergänzt die entzündungshemmenden Eigenschaften der Kamille, während Melisse zusätzlich beruhigend auf das Nervensystem wirkt.
Für die Pflege des Halses und zur Linderung von Entzündungen im Mund- und Rachenraum ist eine Mischung aus Kamille und Salbei besonders geeignet. Kamille wirkt entzündungshemmend und antiseptisch, während Salbei antibakterielle und adstringierende Eigenschaften besitzt.
Bei nervöser Anspannung und Stress können Kräuterkombinationen aus Kamille, Hopfen und Baldrian verwendet werden. Kamille und Hopfen beruhigen das Nervensystem, während Baldrian eine entspannende und angstlösende Wirkung hat. Diese Mischung ist besonders hilfreich bei Pferden, die unter Stress oder Unruhe leiden.
Für die äußerliche Anwendung bei Hautproblemen und Verletzungen kann Kamille zusammen mit Johanniskraut genutzt werden. Kamille fördert die Wundheilung und wirkt entzündungshemmend, während Johanniskraut die Hautregeneration unterstützt und antimikrobielle Eigenschaften besitzt.
Qualität und Sicherheit bei der Anwendung
Bei der Auswahl von Kamillenprodukten sollte darauf geachtet werden, dass sie aus kontrolliertem Anbau stammen und frei von Pestizidrückständen oder Düngemittelrückständen sind. Selbst gesammelte Kamillenblüten sollten nur aus unverschmutzten Gebieten stammen und vor der Verwendung gründlich gereinigt werden. Qualitativ hochwertige Produkte sind häufig zertifiziert und bieten eine Garantie für Reinheit und Wirksamkeit.
Die richtige Lagerung der Kamillenblüten ist ebenfalls von großer Bedeutung. Getrocknete Blüten sollten in einem luftdichten Behälter und an einem kühlen, trockenen Ort aufbewahrt werden, um ihre Wirkstoffe zu erhalten und eine Verunreinigung mit Keimen zu verhindern. Frische Blüten sollten zeitnah verwendet oder schonend getrocknet werden, um ihre heilenden Eigenschaften zu bewahren.
Besondere Vorsicht ist bei der Herstellung und Anwendung von selbstgemachten Kamillenzubereitungen geboten. Diese können leicht mit Keimen oder Schwebstoffen kontaminiert werden, was zu Infektionen führen kann. Daher ist es ratsam, sterile und geprüfte Präparate zu verwenden, insbesondere bei empfindlichen Anwendungen wie der Behandlung von Augenentzündungen oder offenen Wunden. Für solche Zwecke sollten ausschließlich sterile Zubereitungen verwendet werden, die speziell für den entsprechenden Anwendungsbereich entwickelt wurden.
Die Sicherheit der Kamille ist auch bei der Fütterung von Bedeutung. Obwohl Kamille allgemein gut verträglich ist, können bei unsachgemäßer Anwendung oder Überdosierung Nebenwirkungen auftreten. Insbesondere bei tragenden Stuten sollte Kamille aufgrund ihrer entkrampfenden Wirkung mit Vorsicht verwendet werden. Auch Pferde mit spezifischen Vorerkrankungen oder solche, die andere Medikamente erhalten, sollten vor der Verabreichung von Kamille von einem Tierarzt oder Tierheilpraktiker untersucht werden, um mögliche Wechselwirkungen zu vermeiden.
Eine kompetente Beratung durch Tierheilpraktiker oder Fütterungsexperten ist generell unerlässlich, um die richtigen Dosierungen und Anwendungsformen zu bestimmen und die Gesundheit des Pferdes zu gewährleisten. Diese Experten können individuelle Therapiepläne erstellen und sicherstellen, dass die Verwendung von Kamille und anderen Heilkräutern den spezifischen Bedürfnissen und dem Gesundheitszustand des Pferdes entspricht.