Ingwer in der Pferdefütterung: Vorteile, Risiken und Anwendungsempfehlungen
Ingwer ist besonders für seine ätherischen Öle und Bitterstoffe bekannt, die sowohl in der Humanmedizin als auch in der Tiermedizin wertvolle Dienste leisten. In der Pferdeernährung wird Ingwer vor allem aufgrund seiner schmerzlindernden und entzündungshemmenden Eigenschaften geschätzt. Doch neben diesen positiven Effekten gibt es auch Bedenken hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen und Risiken, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen.
Herkunft und Eigenschaften von Ingwer
Die genaue Herkunft des Ingwers lässt sich heute nicht mehr exakt bestimmen, jedoch wird angenommen, dass die Pflanze ursprünglich aus den asiatischen Regionen stammt. Die botanisch als Zingiber officinale bezeichnete Pflanze bevorzugt subtropisches bis tropisches Klima und wird heutzutage vor allem in Indien, Nepal, China und Nigeria angebaut. Auch weitere asiatische, afrikanische und südamerikanische Staaten beteiligen sich am Anbau dieser vielseitigen Pflanze, die in Europa primär durch Importe verfügbar ist.
Die Ingwerpflanze kann eine Höhe von etwa einem bis eineinhalb Metern erreichen und ist bekannt für ihre knolligen Wurzeln, die zahlreiche medizinisch wirksame Inhaltsstoffe enthalten. Besonders hervorzuheben sind die ätherischen Öle und Bitterstoffe, sowie die scharf schmeckenden Gingerole und Shogaole. Diese Inhaltsstoffe sind für die gesundheitlichen Wirkungen des Ingwers verantwortlich. Gingerole und Shogaole haben entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften, die durch ihre Wirkung an denselben Rezeptoren wie nichtsteroidale Antirheumatika wie Ibuprofen oder Aspirin erzielt werden.
Positive Effekte von Ingwer bei Pferden
Ingwer wird in der Pferdefütterung vor allem aufgrund seiner positiven Effekte auf den Kreislauf, die Verdauung und seine entzündungshemmenden sowie schmerzlindernden Eigenschaften geschätzt. Die in Ingwer enthaltenen Gingerole und Shogaole sind maßgeblich für diese Wirkungen verantwortlich. Durch ihre Anregung der Durchblutung können Pferde munterer und bewegungsfreudiger werden, was besonders bei älteren oder trägen Tieren von Vorteil ist.
Ein weiterer bedeutender Vorteil des Ingwers ist seine förderliche Wirkung auf die Verdauung. Die Scharf- und Bitterstoffe im Ingwer stimulieren die Produktion von Speichel, Magen- und Gallensaft, was die Verdauung unterstützt und den Appetit anregen kann. Dies ist besonders hilfreich bei Pferden, die unter Appetitlosigkeit leiden oder aus Altersgründen weniger fressen möchten. Die verbesserte Verdauung kann auch dazu beitragen, dass die Nährstoffe aus dem Futter besser aufgenommen werden, was insgesamt zu einer besseren Gesundheit und Vitalität des Pferdes beiträgt.
Die entzündungshemmenden Eigenschaften des Ingwers sind ein weiterer Grund, warum er in der Pferdefütterung eingesetzt wird. Die Gingerole im Ingwer hemmen das Enzym Cyclooxygenase-2, das an der Entstehung von Entzündungen beteiligt ist. Dadurch kann Ingwer bei der Behandlung von entzündlichen Erkrankungen wie Arthrose oder anderen Gelenkproblemen helfen. Die schmerzlindernde Wirkung des Ingwers kann zudem dazu beitragen, die Schmerzen bei betroffenen Pferden zu reduzieren und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Richtige Dosierung und Verabreichung
Die korrekte Dosierung von Ingwer ist entscheidend, um die positiven Effekte zu maximieren und mögliche Nebenwirkungen zu minimieren. Für ein durchschnittlich schweres Pferd von etwa 600 kg wird eine tägliche Menge von rund 20 g Ingwer empfohlen. Diese Dosierung hat sich als ausreichend erwiesen, um das Verdauungssystem, den Bewegungsapparat und das Immunsystem positiv zu unterstützen.
Die Einführung von Ingwer in die Ernährung eines Pferdes sollte schrittweise erfolgen, um eine Gewöhnung an den scharfen Geschmack zu ermöglichen. Beginnend mit kleinen Mengen, die langsam gesteigert werden, kann die Akzeptanz des Ingwers verbessert werden. Es hat sich gezeigt, dass Pferde frischen, klein geschnittenen Ingwer oft ungern fressen. Getrocknetes Ingwergranulat wird hingegen meist besser angenommen. Um den scharfen Geschmack weiter zu mildern, kann der Ingwer mit anderen Futtermitteln, wie z. B. Apfel- oder Karottenstücken, gemischt werden.
Bei der Verabreichung von Ingwer ist es wichtig, auf individuelle Reaktionen des Pferdes zu achten. Pferde mit empfindlichem Magen oder bekannten Magengeschwüren sollten Ingwer nur in geringen Mengen erhalten, da die in der Wurzel enthaltenen Scharf- und Bitterstoffe die Magenschleimhaut reizen können. Auch bei Pferden, die zu Koliken neigen, ist Vorsicht geboten, und die Dosis sollte knapp gehalten werden.
Dopingrelevanz von Ingwer
Im Pferdesport ist die Einhaltung der Dopingrichtlinien von größter Bedeutung. Ingwer gilt aufgrund seiner leistungsfördernden Eigenschaften als dopingrelevant und steht auf der Liste der Substanzen mit empfohlener Karenzzeit. Die Hauptgründe dafür liegen in den entzündungshemmenden und schmerzlindernden Wirkungen der Gingerole und Shogaole, die den Zustand und die Leistung eines Pferdes während eines Wettkampfs positiv beeinflussen können.
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat Ingwer daher als Substanz eingestuft, die mindestens 48 Stunden vor einem offiziellen Wettkampf abgesetzt werden muss. Dies soll sicherstellen, dass kein Pferd durch die Einnahme von Ingwer einen unzulässigen Vorteil erlangt und somit die Fairness im Wettbewerb gewährleistet bleibt. Pferdehalter und Trainer müssen sich dieser Vorschrift bewusst sein und die Fütterung entsprechend anpassen, um eine Disqualifikation oder andere Sanktionen zu vermeiden.
Neben den Richtlinien der FN sind auch internationale Dopingbestimmungen zu beachten, die ähnliche Vorschriften hinsichtlich der Fütterung von Ingwer enthalten. Da die Regelwerke regelmäßig aktualisiert werden, ist es für alle Beteiligten im Pferdesport essenziell, stets auf dem neuesten Stand zu bleiben und die aktuellen Bestimmungen zu befolgen.
Warnungen und Empfehlungen
Trotz der vielen positiven Eigenschaften von Ingwer gibt es auch einige wichtige Warnungen und Empfehlungen, die bei der Fütterung von Pferden beachtet werden sollten. Die Bundesanstalt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BafVL) hat mehrfach Warnungen bezüglich der Qualität und Reinheit von importiertem Ingwer herausgegeben. In einigen Proben aus Nigeria und Indien wurden gesundheitsschädliche Konzentrationen von Aflatoxinen festgestellt. Diese Schimmelpilzgifte können die Leber und Nieren schädigen und das Risiko für Krebs erhöhen. Um diese Gefahren zu minimieren, sollten Pferdehalter darauf achten, Ingwer nur von zuverlässigen und geprüften Lieferanten zu beziehen.
Ein weiteres Risiko besteht in der Verwendung von Konservierungsmitteln wie Benzoesäure, die zur Vermeidung von Schimmelpilzbefall eingesetzt werden. Obwohl Benzoesäure die Bildung von Aflatoxinen verhindern kann, können hohe Konzentrationen dieses Konservierungsmittels selbst gesundheitsschädlich sein, indem sie Magenkrämpfe auslösen und das Nervensystem beeinträchtigen. Daher ist es essenziell, auf die Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte zu achten.
Pferdekliniken und Tierärzte berichten zudem von erhöhten Risiken bei Operationen an Pferden, die regelmäßig Ingwer erhalten haben. Die blutverdünnende Wirkung des Ingwers kann zu lebensbedrohlichen Blutungen während chirurgischer Eingriffe führen. Dies macht es erforderlich, die Fütterung von Ingwer vor geplanten Operationen rechtzeitig einzustellen.
Bei der Fütterung von tragenden Stuten sollte Ingwer ebenfalls vermieden werden, da seine blutverdünnenden Eigenschaften potenziell Fehlgeburten verursachen können. Wissenschaftliche Studien weisen zudem darauf hin, dass Ingwer das Wachstum von Melanomen oder Geschwüren begünstigen könnte, was eine weitere Vorsichtsmaßnahme darstellt.
Um die beschriebenen Risiken zu minimieren, sollten Pferdehalter stets den Rat eines Tierarztes einholen, bevor sie Ingwer in die Ernährung ihres Pferdes integrieren. Regelmäßige Überprüfungen der Blutwerte können helfen, potenzielle gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden. Bei der Wahl des Ingwers ist es wichtig, auf Herkunft und Qualität zu achten und sicherzustellen, dass die Produkte frei von Schadstoffen und Konservierungsmitteln in übermäßigen Mengen sind.