
Pferd frisst Kraftfutter, aber kein Heu – Ursachen und Lösungen
Das Wichtigste in Kürze:
- Ein Pferd frisst oft kein Heu wegen Zahnproblemen, Magenbeschwerden, schlechter Heuqualität oder Stress. Eine tierärztliche Untersuchung ist ratsam.
- Heucobs, Heulage oder Luzerne können übergangsweise als Raufutterersatz dienen.
- Eine zu kraftfutterlastige Ernährung kann Verdauungsprobleme, Stoffwechselstörungen und Verhaltensauffälligkeiten verursachen. Ziel ist es, das Pferd langsam wieder an hochwertiges Heu zu gewöhnen und Stressfaktoren zu minimieren.
Ein gesundes Pferd sollte täglich ausreichend Heu zu sich nehmen, da es eine essenzielle Grundlage für die Verdauung und die allgemeine Gesundheit bildet. Doch manchmal verweigert ein Pferd das Heu, während es Kraftfutter weiterhin frisst. Dieses Verhalten kann verschiedene Ursachen haben – von gesundheitlichen Problemen über Futterqualität bis hin zu Stress. In diesem Artikel gehen wir auf die häufigsten Gründe ein und zeigen Lösungswege auf, wie Sie Ihr Pferd wieder an eine ausgewogene Raufutteraufnahme gewöhnen können.
Warum frisst mein Pferd kein Heu, aber Kraftfutter?
Pferde sind von Natur aus darauf angewiesen, über den Tag verteilt größere Mengen an Raufutter wie Heu zu fressen. Wenn ein Pferd plötzlich oder dauerhaft Heu verweigert, aber Kraftfutter weiterhin aufnimmt, kann dies ein Anzeichen für ein zugrunde liegendes Problem sein. Die Ursachen können vielfältig sein – von gesundheitlichen Beschwerden über eine schlechte Futterqualität bis hin zu Stress oder veränderten Fressgewohnheiten. Um dem Verhalten auf den Grund zu gehen, ist es wichtig, verschiedene Faktoren zu überprüfen.
Mögliche Ursachen für das veränderte Fressverhalten
- Konsistenz und Beschaffenheit des Futters: Kraftfutter ist meist feiner und leichter zu kauen als Heu. Pferde mit Kauproblemen oder Schmerzen im Maul meiden oft grobstrukturiertes Futter.
- Geschmackliche Präferenz: Kraftfutter enthält oft schmackhafte Bestandteile wie Melasse oder Getreide, die Pferde bevorzugen. Ist das Heu hingegen von minderer Qualität oder zu trocken, kann es abgelehnt werden.
- Haltungs- oder Umgebungsfaktoren: Veränderungen in der Stallumgebung, Futterneid durch ranghöhere Pferde oder Stress können das Fressverhalten beeinflussen.
- Fehlende Fressmotivation: Pferde, die zu viel Kraftfutter bekommen, verspüren möglicherweise keinen großen Bedarf mehr an Heu, da ihr Energiebedarf bereits gedeckt ist.
Welche gesundheitlichen Probleme können dahinterstecken?
- Zahnprobleme: Abgenutzte, scharfe oder lockere Zähne erschweren das Kauen von Heu. Ältere Pferde oder solche mit Zahnfehlstellungen sind besonders betroffen.
- Magenschmerzen: Erkrankungen wie Magengeschwüre oder eine gereizte Magenschleimhaut können dazu führen, dass das Pferd strukturiertes Futter meidet, während es weiches oder flüssigeres Kraftfutter weiterhin aufnimmt.
- Verdauungsstörungen: Blähungen, Koliken oder eine gestörte Darmflora können das Bedürfnis nach Heu verringern. Heu liefert viele Ballaststoffe, die in solchen Fällen möglicherweise schlecht vertragen werden.
- Schluckbeschwerden: Probleme im Rachenraum oder im Speiseröhrenbereich können dazu führen, dass Pferde Heu meiden, weil es schwerer zu schlucken ist.
Rolle der Futterqualität: Ist das Heu ungeeignet?
Nicht jedes Heu ist für Pferde gleichermaßen attraktiv oder gesund:
- Schlechte Heuqualität: Staubiges, schimmeliges oder überlagertes Heu kann nicht nur unappetitlich riechen, sondern auch gesundheitliche Probleme verursachen. Pferde lehnen solches Heu instinktiv ab.
- Zu harte oder grobe Struktur: Besonders grobstängeliges oder zu lang geschnittenes Heu kann Pferden mit Zahnproblemen Schwierigkeiten bereiten.
- Feuchte oder ungewohnte Lagerbedingungen: Wenn das Heu ungewohnt feucht oder klamm ist, kann es vom Pferd als weniger angenehm empfunden werden.
Eine einfache Möglichkeit, die Akzeptanz zu testen, ist der Vergleich mit einer anderen Heuqualität oder das Angebot von eingeweichtem Heu, das leichter zu kauen ist.
Tierärztliche Untersuchung: Wann ist sie notwendig?
Eine tierärztliche Untersuchung ist immer dann sinnvoll, wenn das Pferd über mehrere Tage hinweg Heu verweigert oder zusätzliche Symptome wie Gewichtsverlust, Koliken, Speichelfluss oder verändertes Kauverhalten auftreten. Je früher gesundheitliche Probleme erkannt werden, desto gezielter kann eine Behandlung erfolgen, um das Fressverhalten zu verbessern.
Alternative Raufutterquellen: Heucobs, Heulage und mehr
Falls das Pferd weiterhin kein Heu frisst, können alternative Raufutterquellen helfen, die notwendige Rohfaserzufuhr sicherzustellen:
- Heucobs: Gepresste Heu-Pellets, die eingeweicht werden und somit leichter zu fressen und zu verdauen sind – besonders für Pferde mit Zahnproblemen geeignet.
- Heulage: Eine leicht fermentierte Form von Heu, die oft besser riecht und schmeckt, jedoch aufgrund des Gärprozesses mit Vorsicht gefüttert werden sollte.
- Gras oder Luzerne: Frisches Gras oder gehäckselte Luzerne können als Übergangslösung dienen, wenn das Pferd kein Heu aufnimmt.
- Stroh: In kleinen Mengen kann Stroh eine zusätzliche Faserquelle sein, sollte aber nicht den Hauptbestandteil der Raufutterration ersetzen.
Diese Alternativen sollten schrittweise eingeführt werden, um Verdauungsprobleme zu vermeiden.
Kraftfutter als Heuersatz – eine gute Idee?
Heu ist die wichtigste Futterquelle für Pferde und bildet die Basis einer gesunden Verdauung. In manchen Fällen wird Kraftfutter fälschlicherweise als Hauptbestandteil der Ernährung eingesetzt, was langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen kann.
Risiken einer zu kraftfutterlastigen Ernährung
Eine Ernährung, die stark auf Kraftfutter basiert, birgt einige Risiken:
- Fehlende Rohfaseraufnahme: Heu enthält unverzichtbare Ballaststoffe, die für eine gesunde Darmflora und eine geregelte Verdauung notwendig sind. Ohne ausreichend Rohfaser steigt das Risiko für Verdauungsstörungen wie Koliken oder Durchfall.
- Übersäuerung des Magens: Kraftfutter, insbesondere getreidehaltige Sorten, kann die Magensäureproduktion erhöhen. Wenn das Pferd nicht genug Raufutter frisst, fehlt der natürliche Puffer, was zu Magengeschwüren führen kann.
- Stoffwechselprobleme: Ein hoher Kraftfutteranteil kann den Blutzuckerspiegel stark schwanken lassen, was langfristig Erkrankungen wie Hufrehe oder Insulinresistenz begünstigen kann.
- Fehlende Beschäftigung: Pferde sind Dauerfresser und verbringen in freier Wildbahn den Großteil des Tages mit der Aufnahme von Raufutter. Eine zu kraftfutterreiche Ernährung führt dazu, dass das Pferd weniger Zeit mit Fressen verbringt, was Stress und Verhaltensauffälligkeiten fördern kann.
Daher sollte Kraftfutter niemals als alleiniger Ersatz für Heu dienen, sondern lediglich als Ergänzung eingesetzt werden.
Wie viel Kraftfutter braucht ein Pferd pro Tag?
Der Bedarf an Kraftfutter hängt stark von verschiedenen Faktoren wie Alter, Rasse, Leistungsanforderung und allgemeiner Gesundheit ab. Grundsätzlich gilt:
- Freizeitpferde und leicht arbeitende Pferde benötigen meist kein oder nur sehr wenig Kraftfutter, da ihr Energiebedarf durch Heu gedeckt wird.
- Sport- und Arbeitspferde haben einen höheren Energiebedarf, weshalb sie 0,5 bis 1,5 kg Kraftfutter pro 100 kg Körpergewicht benötigen können.
- Pferde mit gesundheitlichen Einschränkungen oder ältere Pferde profitieren eher von rohfaserreichen Alternativen wie Heucobs oder Rübenschnitzeln anstelle von klassischen Getreidemischungen.
Die richtige Menge sollte individuell angepasst werden, wobei immer sichergestellt sein muss, dass das Pferd genügend Raufutter erhält. Kraftfutter sollte stets ergänzend und nicht als Hauptbestandteil der Ernährung betrachtet werden.